2006 – Blumen pflanzen in Schlaglöcher

Blumen für die Schlaglöcher

Die Richard-Wagner-Straße in Mühlsdorf ist eine Kreisstraße, für die das Landratsamt und nicht die Gemeinde zuständig ist. Mehrmals nach Beendigung des harten Winters habe ich als Gemeinderätin bei der Gemeinde nachgefragt, wann denn die größten Schäden behoben werden. Daraufhin hat die Gemeinde selbst bei der Kreisbehörde nachgefragt und Ende Juni den Bescheid bekommen, dass nichts passieren wird. Wir sind nicht so vermessen zu glauben, dass diese Straße grundlegend in Ordnung gebracht wird, aber wenigstens einigermaßen geradeaus sollte man schon fahren können, ohne dabei durch die Löcher fahren zu müssen. Im Juni habe ich im Namen des Heimatvereins eine entsprechende Anfrage direkt an den Landrat geschickt und Mitte Juli die Antwort erhalten, dass die Schlaglochflickung evtl. im August erfolgen soll, wenn die Mittel bis dahin reichen.

Im Juni zu unserem Kinder- und Ortsfest war der Zustand unserer Straße natürlich auch ein Thema, denn es betrifft uns ja alle. Cornel Köhler hatte die Idee, die Schlaglöcher mit Blumen zu bepflanzen. Wir waren uns einig, dass diese Idee super ist und wollten aber noch etwas abwarten. Nun ist von April bis August eine Menge Zeit ins Land gegangen, der nächste Winter steht schon fast bevor und nichts ist passiert. So haben wir unsere Aktion für den 05. August geplant und organisiert. Die Blumen haben uns die Gärtnerei Lohse aus Jessen, die Erde der Bürgermeister Herr Mildner und das Wasser sowie den Transport Herr Richter kostenlos zur Verfügung gestellt und gesponsert. Vielen Dank.

Überraschenderweise wurden zwei Tage vorher, also am Donnerstag, die Schlaglöcher vom Ortseingang Richtung Lohmen bis zur Ortsmitte geflickt. Sicherlich rein zufällig! Nun war guter Rat teuer. Was machen wir? Wir haben uns dafür entschieden, dass wir unsere Bepflanzung trotzdem durchführen. So haben wir uns also am Sonnabend früh am Ortseingang aus Richtung Liebethal getroffen. Bewaffnet mit Rechen, Besen, Hacke, Schaufel, Schubkarren und Gießkanne ging es los. Leider hatte man uns der „größten Löcher beraubt“, aber es blieben noch genügend übrig. In die tiefsten pflanzten wir unsere Blumen und die restlichen verschönern jetzt unseren Platz am Mühlstein.

Ich bin auch heute noch fest davon überzeugt, dass es richtig war. Wir wollten ein Zeichen setzen und sagen, Leute so geht das nicht. Wir haben keine Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel. Weder auf Bus noch Bahn können wir ausweichen, sondern sind auf unsere Kraftfahrzeuge angewiesen und diese müssen schon ein paar Jahre durchhalten. Außerdem zahlen wir alle unter anderem unsere Kraftfahrzeug-Steuern und können erwarten, dass dafür die einzige durchgehende Straße im Ort wenigstens ordentlich und ohne Slalom befahrbar ist. Dies erwarten wir auch in Zukunft, denn der nächste Winter kommt bestimmt.

Das Zeichen haben wir gesetzt und ich hoffe, dass es auch an entsprechender Stelle gehört wurde. Überhören bzw. übersehen konnte es sicher keiner, denn es hatte ein gewisses Medieninteresse geweckt. Ich bedanke mich bei allen Beteiligten, die ihren Sonnabend früh geopfert haben und dabei waren. Sicher wird der eine oder andere sagen, das war umsonst, denn die gröbsten Löcher sind ja vorher schon zu gewesen. Aber wären sie schon zu, wenn wir es nicht gemacht bzw. angekündigt hätten?


Übrigens erhielt ich am 10.08. ein Schreiben vom Straßenbauamt Meißen, worin man bedauerte, dass die Reparaturarbeiten auf Grund der Aktion des Heimatvereins nicht weitergeführt werden können. Man hatte die bepflanzten Löcher (insgesamt 6 Stück!) sogar fotografiert und als Beweis beigelegt. Ich wurde daraufhin aufgefordert, diese von den Blumen und der Erde zu befreien und zu reinigen. Dieses habe ich natürlich mit großer Freude und unter der begeisterten Mithilfe meines Sohnes René am Sonntag getan. Es war mir ein Vergnügen, denn wir wollten doch der restlichen Instandsetzung nicht im Wege stehen. Komisch ist nur, dass die vielen anderen Löcher, welche wir nicht bepflanzt haben, auch nicht geflickt wurden! Ein Schelm, wer Arges dabei denkt.


In der Hoffnung, dass wir im nächsten Jahr nicht erst wieder zu solchen drastischen Maßnahmen greifen müssen, verbleibe ich mit den besten Grüßen


Silke Großmann